Coast to Coast – Roadtrip Bardenas Reales 2019

VW Bus in den Pyrenäen, Spanien

Eine Wüste in Europa? Ja die gibt es! – Die Bardenas Reales, ein echter Tipp für Leute die Lust auf atemberaubende Natur und entspanntes Offroad-Terrain haben.

Eine Wüste in Europa? Ja die gibt es! – Die Bardenas Reales, ein echter Tipp für Leute die Lust auf atemberaubende Natur und entspanntes Offroad-Terrain haben.

Reiseplanung

Durch Zufall erfuhr ich im Netz von dieser skurrilen Landschaft mitten in Nordspanien. Da musste ich hin! Um auch wieder zurück zu kommen bekam der Bus noch größere AT-Reifen, dann ging es auch schon los.
Die Routenplanung war schnell erledigt. In den insgesamt 14 Tagen, die ich zur Verfügung hatte, wollte ich bei Freiburg im Breisgau die französische Grenze überqueren, Frankreich ohne Maut zu zahlen passieren, also Autobahnen meiden, auf die französische Westküste bei Bordeaux treffen und dann in die Bardenas Reales. Da das ganze zeitbedingt als Roadtrip geplant war, blieben nur maximal 3 Tage Aufenthalt vor Ort. Danach sollte es noch durch die Pyrenäen bis an die Mittelmeerküste gehen und von dort aus wieder nach Frankreich und, natürlich ohne Mautstrecken, gen Heimat.

14 Tage Zeit, 4000km und keine Mautstrecken nutzen

Doch bevor es überhaupt los geht schon das erste Problem: die Bremse zickt rum. Sie sitzt zu fest und erzeugt eine enorme Hitze. So kann ich natürlich nicht starten. Nach 2 Tagen schrauben, Kopf zerbrechen und testen ist das Problem irgendwann verschwunden.
Die Ursache? Unbekannt.
Am Ende wurde lediglich der Bremssattel getauscht, warum das Problem mit dem alten Bremssattel überhaupt auftrat konnte nicht geklärt werden. Daumen drücken das es die nächsten 4000km funktioniert!

Viva la France!

Start ist in Leipzig, von dort aus geht es einen Tag lang in Richtung französische Grenze. Auf deutschen Autobahnen ist die Fahrt reines Kilometer schrubben. Die Reisegeschwindigkeit liegt bei entspannten 100 km/h und die Stimmung ist gut.
Nach 4 Tagen Frankreich erreichte ich am späten Nachmittag die spanische Grenze. Jetzt stand noch etwas Besonderes an, bevor es Richtung ging – ein Offroad-Abstecher durch die nordspanische Atlantikküste. Direkt hinter der Grenze, nahe San Sebastian, ein absoluter Traum. Die Tracks sind frei befahrbar und führen einen durch das Küstengebirge, vorbei an wilden Kuhherden, durch Wälder über Wiesen bis ans Meer.
Viele Abschnitte konnte ich ohne Allrad, nur durch die Höherlegung und AT-Reifen gut befahren. Bei einigen Passagen musste ich jedoch das Handtuch werfen und manche wäre ich selbst mit Allrad nicht gefahren.
Ans Meer z.B. muss man den, zum diesem Zeitpunkt, feuchten und steilen Track folgen. Das würde ich mir selbst mit einem Syncro gut überlegen. Mit Untersetzung und Sperren wäre die Situation natürlich wieder eine andere, dann kann man diese Strecke sicher in Angriff nehmen – und wird belohnt. Am Ende des Weges wartet ein kleiner, persönlicher Strand auf Einen. Zurückkommen werde ich definitiv eines Tages, vielleicht bin ich ja mit Syncroantrieb dann doch mutiger.

In Gemeinschaft reist sich’s besser

Nun geht es auch schon fast in Richtung Wüste. Doch vorher treffe ich mich noch mit Florian. Er hat auf meinen Facebookeintrag einige Wochen zuvor reagiert und hat das gleiche Reiseziel. Er wird mich die kommenden Tage mit seinem Motorrad durch die karge Landschaft begleiten. Treffen tun wir uns an einem See östlich von Pamplona. Dort werden wir in der Nacht von einem heftigen Sommergewitter überrascht. Doch am nächsten Morgen strahlt schon wieder die Sonne und es kann los gehen – ab in die Wüste.

Die Bardenas Reales

Es dauert circa 2 Stunden, dann öffnet sich die Landschaft vor uns und wir fahren ins ungewisse Abenteuer. Die Ankunft lässt schon Gutes vermuten, es kommen uns 2 andere Overlander entgegen und sehen begeistert aus. Na dann mal los!
Als Basiscamp für die kommenden Tage haben wir uns vorab einen abgelegenen See auf der Landkarte herausgesucht, das ist unser erstes Ziel. Über diverse Pisten zuckeln wir dorthin. Florian reist in einem Mercedes-Benz 309D, ein ehemaliges Feuerwehrfahrzeug in einem soliden Zustand. Er verfügt weder über Allrad, noch Höherlegung oder Offroad-Reifen, trotzdem ist die Anfahrt kein Problem.
Ohnehin ist die Hauptpiste durch die Bardenas Reales keine Herausforderung. Sie ist geschottert und mit etwas Feingefühl könnte man hier vermutlich sogar im Sportwagen drüber rollen. So kommt es, dass die Gegend auf dieser Piste nicht gerade menschenleer ist. Oft kommen einem Autofahrer und Wohnmobile entgegen.
Für Offroad-Fans beginnt der Spaß auf den Nebenstrecken. Hier gibt es verschiedene Pisten leichten Anspruchs, die einen durch das weitläufige Areal führen und die surrealen Landschaftsformationen entdecken lassen. Ab und an findet man auch mal eine anspruchsvollere Passage. Wer er etwas sportlicher mag, der kann sich auch in den Sattel schwingen und die Gegend mit dem Fahrrad erkunden.
Doch nicht alle Areale dürfen befahren werden. Einige sind Landschaftsschutzgebiete und somit tabu. Man darf diese nicht mal zu Fuß erkunden. Außerdem ist ein Militärstützpunkt auf dem Gebiet, welcher ebenfalls einen gewissen Sicherheitsradius als Sperrgebiet ausgeschrieben hat.
Beachtet man dies, kann man sich ansonsten frei bewegen und die Natur bestaunen. Wichtig ist nur immer genügend Wasser dabei zu haben. Die Sommersonne scheint erbarmungslos auf Einen nieder und ist nicht zu unterschätzen.

Hoch hinaus

Nach 3 Tagen in dieser atemberaubenden Natur ging es für mich weiter. Quasi ist dies schon als Rückweg zu betrachten. Dieser ist natürlich nicht einfach nachhause, sondern es geht in die spanischen Pyrenäen.
Nach dem Auffüllen der Vorräte verabschiede ich mich von Florian. Ab hier ist wieder jeder auf seinem eigenen Weg unterwegs. Auf geht’s in die Berge!

Der Ausblick ist unglaublich, das Wetter grandios. Erster Halt ist irgendwo im Nirgendwo – OK, soweit im nirgendwo nun doch nicht. Nach dem Abfahren von der Passstraße finde ich ein abgelegenes Plätzchen.
Mein idyllischer Übernachtungsplatz liegt in stiller Natur, direkt an einem kleinen Fluss mit frischem Bergwasser – ideal um das Duschwasser aufzufüllen.
Irgendwann werfen die Strahlen der, hinter den Berggipfeln, untergehenden Sonne ein letztes Licht auf die verlassene Stadt auf der anderen Uferseite. Zeit zum schlafengehen.

Für den nächsten Tag gab es noch kein festgelegtes Etappenziel, ich wollte einfach mal schauen wie weit ich komme. So kommt es, dass mich bei einer Rast eine Anhalterin anspricht ob ich sie mit in den nächsten Ort nehmen kann. Nachdem wir die ersten 5 Minuten in Englisch miteinander reden wird uns irgendwann klar, dass wir beide Deutsch sprechen. So also habe ich eine nette Begleitung, zumindest bis in die nächste Ortschaft. Gesellschaft ist auf Reisen immer Willkommen.
Linda ist nur mit dem Rucksack in den Bergen unterwegs, und das schon seit einigen Wochen, einfach weil es ihr Spaß macht so zu leben. Auch die nächsten Monate plant sie nur aus ihrem Rucksack zu leben. Sehr minimalistisch aber durchaus spannend. Im nächsten Ort lasse ich sie dann zum einkaufen wieder raus und fahre weiter.
Doch 2 Orte kommt mir eine Frage in den Sinn. Wohin fahre ich eigentlich heute? Da die Sympathie gestimmt hat drehe ich also um und stelle mich vor den größten Supermarkt den ich sehe. Was total bescheuert klingt funktioniert nach 15 Minuten tatsächlich. Zwar kommt sie aus der benachbarten Bar und nicht aus dem Supermarkt, doch das spielt ja auch keine Rolle. Kurz die Pläne geklärt steht fest: wir schlagen unser Nachtlager gemeinsam auf und genießen die Gesellschaft.
So kommt es dass wir am Abend wieder am Wasser stehen, die Vorzüge meines Gaskochers nutzen und uns über das Reisen unterhalten. Als dann nach einiger Zeit noch ein paar tschechische Wanderer dazustoßen ist der Abend gut gefüllt mit interessanten Gesprächen auf einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Tschechisch.

From Coast to Coast

Nach weiteren 10 Stunden Fahrt ist dann endlich das letzte Ziel des Roadtrips erreicht, das Mittelmeer. Bei Roses stoße ich auf die Küste. Den Ort kenne ich gut, war ich doch vor 2 Jahren schon einmal hier, allerdings damals noch ohne Bus. Nun also kann ich mir abseits der touristischen Trubels einen ruhigen Platz in der umliegenden Natur suchen.

Nun steht nur noch die Rückfahrt an. 1600km in 3 Tagen liegen vor mir. Kein Vergnügen, aber die letzten Tage machen es absolut wert. Irgendwo zwischen Meer, Strand, Wüste und Bergen hatte ich jeden Tag die Freiheit mit mir und die Nase im Wind. Die Eindrücke und die atemberaubende Natur, aber auch die Entspannung in ruhigen Momenten und die gute Gesellschaft waren jeden Kilometer wert.
Wer also nur wenig Zeit hat und vor Kilometern nicht zurückschreckt, dem kann ich die Route nur empfehlen um möglichst viel zu sehen. Es sei aber auch gesagt, dass man doch recht viel Zeit hinter dem Steuer verbringt.
Ich für meinen Teil habe viele interessante Orte gesehen, die ich in Zukunft nochmal einzeln bereisen und besser kennen lernen möchte. Nun geht es aber erstmal wieder in den Alltag.